Sind Schwierigkeiten bei der Unterhaltszahlung bereits bei der Scheidung vorherzuahnen?
Dr. Doris Kloster-Harz, Rechtsanwältin:
Bei der Scheidung merkt man oft schon, ob das ein fairer Vater oder Ehepartner ist oder jemand, der um jeden Pfennig feilscht, weil er enttäuscht ist, weil die Ehe zerbricht, oder er mit der alten Familie nichts mehr zu tun haben will. Häufig ist es bei Vätern so, dass sie ihre Unterhaltspflicht besonders ungern erfüllen, wenn das Kind nicht zu ihnen will. Das ist rechtlich
aber nicht zulässig.
Fehlt auch oft Geld?
Kloster-Harz:
Ich glaube, dass es häufiger Unwille ist als finanzielle Unfähigkeit. Wenn man kein Geld hat, kann man sich offenbaren und sagen: Tut mir leid, ich schaffe es nicht.
Besonders schwierig ist es bei den unterhaltspflichtigen Vätern, die selbstständig sind. Bei Angestellten kann man das Gehalt pfänden. Als Arzt etwa kann er seine neue Freundin als Sekretärin oder Assistentin zu einem hohen Gehalt einstellen – dann hat er keine Gewinne mehr und sagt, ich kann nicht zahlen.
Wohlhabende drücken sich also auch?
Kloster-Harz:
Durchaus. Mancher fährt lieber mit dem roten Porsche rum als seinen Kindern Unterhalt zu zahlen.